Tischler-News

Broschüre & Online-Galerie Gesellenstücke 2023

Hier finden Sie die Broschüre als PDF-Download sowie den Link zur Online-Galerie.



Die Gute Form 2023

Linus Paeßens aus Kleve gewinnt den diesjährigen Innungswettbewerb.



Lossprechungsfeier 2023

Tischler-Innung feiert 39 neue Gesellinnen und Gesellen




Nachhaltige Unikate für ein langes Leben

Ein T-Shirt für drei Euro, das Regal für 30 Euro – die Globalisierung hat eine schier unendliche Vielfalt an Konsumgütern für eine breite Masse erschwinglich gemacht. Immer schneller werden neue Produkte zu immer günstigeren Preisen produziert. Doch diese Konsum-Freiheit hat auch ihre Schattenseiten: Vieles, was früher sorgfältig gepflegt wurde, wird heute sehr schnell wieder als Müll entsorgt. Eine wesentlich bessere Ökobilanz haben handwerklich gefertigte, qualitativ hochwertige und langlebige Möbel.

Möbel begleiteten die Menschen früher ein Leben lang – und wurden oftmals an die nächste Generation vererbt. Viel kurzlebiger sind die meisten Sideboards, Regale, Kleiderschränke und sogar Küchen, die heute gekauft werden. Sie sehen oftmals schon nach wenigen Jahren alt aus und werden dann entsorgt. „Wenn die Möbel vor allem darauf ausgelegt sind, dass sie möglichst billig verkauft werden können, leidet natürlich auch die Qualität“, sagt Heinz-Josef van Aaken, Obermeister der Tischler-Innung Kleve. „Deshalb wird beim Material und bei der Verarbeitung extrem gespart. Während Tischler richtige Holzverbindungen verwenden, kommen bei den Möbeln, die Kunden selbst zusammenbauen müssen, oftmals die wenig haltbaren Steckverbindungen zum Einsatz. Typisch ist, dass die Beschläge von Schubladen schon bei geringer Beladung herausbrechen und beim Herausziehen haken, oder dass Topfbänder an den Schranktüren aufgrund der geringen Materialstärke herausbrechen.“

Mit begrenzten Ressourcen umgehen
Doch die Gesellschaft wandelt sich, und es gibt auch einen Gegentrend zum schnellen Konsum. Immer mehr Menschen suchen nach Alternativen zu Einwegmöbeln, die unter fragwürdigen Bedingungen für die Umwelt hergestellt werden. Nachhaltig produzierte Produkte werden immer mehr nachgefragt: „Die Menschen haben das Bedürfnis, sorgfältiger mit den begrenzten Ressourcen umzugehen und wollen die Dinge wieder mehr wertschätzen“, stellt Heinz-Josef van Aaken fest. „Wir Tischler unterstützen nicht den schnellen Konsum, sondern wir bauen schon seit jeher Möbel, die darauf ausgelegt sind, lange zu halten.“ Das bedeutet, dass Tischlermöbel mithilfe moderner Maschinen so produziert werden, dass sie nach allen Regeln der Handwerkskunst gefertigt werden, hochwertige Materialien zum Einsatz kommen und meist relativ leicht repariert werden können – und das wirkt sich positiv auf ihre Ökobilanz aus. Dazu tragen auch die kürzeren Transportwege der Tischler und Einsparungen beim Verpackungsmaterial bei, da nicht jedes Einzelteil separat verpackt werden muss. Ein weiterer großer Vorteil für Kunden: Tischlermöbel werden im Gegensatz zu Industrieprodukten persönlich für jeden Kunden immer auf Maß geplant, gebaut und vor Ort montiert – ob es sich um einen Schrank für die Dachschräge, einen begehbaren Kleiderschrank, Badmöbel oder eine Küche handelt.

Massivholz für das Raumklima
Besonders haltbar, robust und dabei ästhetisch sehr ansprechend sind Möbel aus Massivholz. Das Naturmaterial ist einer der ältesten Baustoffe der Welt – und sicherlich eines der sinnlichsten Materialien für Möbel, Fußböden und viele andere Einbauten: „Der Duft, den es verströmt und das samtweiche Gefühl beim Anfassen von Holz wirken sich positiv auf das Wohlbefinden aus“, sagt Obermeister van Aaken. Zudem hat massives Holz eine positive, wohltuende Wirkung auf das Raumklima, wenn es nur geölt wird. Es kann dann Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben, sodass es für eine gesunde Balance des Raumklimas sorgt – das Holz kann dann „atmen“. Ein weiterer Vorteil ist, dass unerwünschte Kratzer oder Flecken leicht von Massivholz entfernt werden können.

Einheimische Hölzer bevorzugt
Während früher Exoten wie Mahagoni und Co. gerne für Gartenmöbel oder edle Möbel genutzt wurden, sind in den letzten Jahren vor allem europäische Hölzer wie Eiche, Buche, Esche, Birke, Fichte, Kirsche und andere Obsthölzer gefragt: „Tropenhölzer sind bei vielen Kunden inzwischen regelrecht verpönt. Wir erleben, dass sich immer mehr Menschen die schönen Hölzer bevorzugen, die auch hierzulande wachsen“, sagt Heinz-Josef van Aaken. Besonders groß ist die Nachfrage nach Eiche. Kaum ein anderes Holz ist so robust und hart, sodass es Tischler nicht nur für sehr langlebige Möbel, sondern auch für Böden und Treppen verwenden. Hervorragend für den Möbelbau und Fußböden eignen sich auch die einheimische Buche sowie Lärche, Fichte und Kiefer, aus denen Tischler zum Beispiel Terrassen und Saunen bauen.

Nachhaltige Forstwirtschaft
Vor allem beim Tropenholz ist die Gefahr groß, dass es aus klimaschädlichen Abholzungen kommt. Allerdings stammen manchmal auch die europäischen Hölzer aus Baumbeständen, die zum Teil illegal abgeholzt werden. In Rumänien beispielsweise, das über einige der letzten Urwälder Europas verfügt, werden stündlich drei Hektar Wald vernichtet – das entspricht der Größe von drei Fußballfeldern. „Gerade bei Möbeln aus der Industrieproduktion ist es oftmals nicht nachvollziehbar, aus welcher Quelle das Material kommt“, erklärt Heinz-Josef van Aaken. Wer nicht Gefahr laufen will, Möbel aus Massivholz oder Holzwerkstoffen mit Hölzern aus Waldrodungen zu kaufen, sollte darauf achten, dass das verwendete Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Nachhaltigkeit bedeutet hier zum einen, dass das Holz und die Holzwerkstoffe von Bäumen stammen, von denen nie mehr gefällt als nachgepflanzt werden. Sicherheit gibt beim Tropenholz nur das FSC-Siegel, das ein verlässlicher Nachweis für eine ökologische und soziale Forstwirtschaft ist. „Wir Tischler verwenden gerne Hölzer aus Deutschland, denn hierzulande werden alle Wälder nachhaltig bewirtschaftet. Manche Kollegen beziehen sogar ganz bewusst bevorzugt Holz aus der Region“, so Obermeister van Aaken. Die deutschen Wälder sind flächendeckend PEFC- und zu einem geringeren Anteil FSC-zertifiziert. Beide Siegel garantieren eine nachhaltige Forstwirtschaft.

Bilder: Chris Stock